
Die Sternenmutter Stefanie Goldbrich beantwortet mir 5 Fragen, weil ich für Sterneneltern und Mitfühlende eine Sternenkindermappe erstelle, wie ich sie mir gewünscht hätte.
Darin gliedere ich alle Impulse in die Zeit vor dem Abschied, beim Abschied, nach dem Abschied und das dauerhafte Leben mit Sternenkindern.
Meine Erfahrung ist nur eine, deshalb bitte ich Sterneneltern und Sterneninitativen, ihre Erfahrungen mit mir zu teilen.
In diesem Interview antwortet Stefanie Goldbrich auf meine Fragen:

Welchen Spuren hinterlassen deine Sternenkinder in deinem Leben? Wofür bist du deinen Sternenkinder, der Erfahrung dankbar?
Spuren zum Beginn der Verlusterfahrung (Spuren, die mich triggern könnten): Großer Schmerz -körperlich und seelisch, ein Gefühl von Hilflosigkeit und Ohnmacht
Spuren, die sich ins heute transformierten: unendliche Liebe, Leichtigkeit (, die ich vor meinen Sternenkindern nie spürte), erweitere Resilienz, Dankbarkeit
Insgesamt haben meine Sternenkinder Spuren von Liebe, Trauer und unglaublicher Stärke hinterlassen. Durch sie habe ich gelernt, wie zerbrechlich und gleichzeitig kostbar das Lebens ist. Zudem haben sie mich gelehrt, intensiver zu lieben und genießen, achtsamer zu sein und selbst in den dunkelsten Zeiten Hoffnung zu finden.

Wofür bist du dankbar:
- Dass sie mich als ihre Mama ausgesucht habe
- Dass sie mich auf diese Trauerreise geschickt haben, um die Welt mit anderen Augen zu sehen – mit mehr Achtsamkeit, mehr Wertschätzung mir selbst gegenüber und einem tieferen Verständnis für das, was wirklich zählt
- Dass sie mir durch ihre Existenz und somit meine Erfahrung mit ihnen gezeigt haben, dass das Leben schön sein kann
- Dass sie in mir die Kraft geweckt haben, über schwierige Themen zu sprechen, Tabus zu brechen und damit einen Raum für Heilung und Verbindung zu schaffen
Vorher/Seither: Was hat dich vor deinem Sternenkind ausgemacht? worüber hast du dich definiert? was siehst und fühlst du seit deinem Sternenkind anders?
Vor meinen Sternenkindern habe ich mich oft über Leistung und Kontrolle definiert. Ich dachte, ich müsste immer alles im Griff haben und mein Leben nach Plan gestalten. Meine Werte und mein Selbstbild waren stark von (äußeren) Erfolgen geprägt, und ich habe selten innegehalten, um wirklich zu fühlen, was in mir vorgeht.

Seither hat sich vieles verändert. Meine Sternenkinder haben mir gezeigt, dass das Leben nicht planbar ist und dass wahre Stärke darin liegt, auch in den dunkelsten Momenten offen und verletzlich zu sein.
Ich sehe klarer, was wirklich zählt: Liebe, Verbundenheit und die Fähigkeit, im Hier und Jetzt zu sein. Gefühle, die ich früher vielleicht beiseitegeschoben hätte, dürfen jetzt ihren Platz haben. Ich fühle eine tiefere Verbindung zu mir selbst und zu den Menschen um mich herum.
Es ist weniger wichtig geworden, was ich leiste – jedoch viel wichtiger, wer ich bin und wie es mir geht. Denn nur, wenn es mir gut geht, kann ich auch gut für andere da sein.
Sinnesreise mit Sternenkindern. Lass dich inspirieren von hören, sehen, riechen, schmecken, fühlen, tasten; Was verbindest du mit: a) Trauer, b) Liebe, c) Friedhof, d) Sternenkinder, e) Tod und f) Leben.
TRAUER Stille, Tränen, Kerzenwachs, salzig, Schwere Umarmungen
LIEBE Meeresrauschen, Lachen, Lächeln, warmes Licht, Blumenduft, süß, Warme Umarmungen, Küsse
FRIEDHOF Vogel-gezwitscher, Lodernde Kerzen, Baumharz, Erde, Erdbeeren, Nasses Laub, kalte Grabsteine
STERNENKINDER Weinen, schluchzen, Schmetterlinge, Sterne, Grüner Tee, bittersüß, Haut, Tücher
TOD Piep (Nulllinie), Stille, verblassende Farben, Schatten,trockene Luft, geschmacklos, Hände
Was würdest du in das Poesiealbum deines Sternenkindes schreiben:
a) Für mich strahlst du in dieser Farbe: Gelb, sonnenscheingelb
b) Für mich gleichst du dieser Form: Einem Bärchen
c) Du versetzt mich am häufigsten in diese 3 Stimmungen: bedingungslose Liebe, Dankbarkeit, Stolz
Wie heißen deine Sternenkinder? Gerne kannst du hier noch mehr über sie erzählen. Wie bei einem Steckbrief im Poesiealbum: Name, Alter, Größe, Abschied, … .
5 Sternchen, alle im 1. Trimester (6.-11. SSW), verließen mich zwischen 2008-2015. Davon 4 kleine Geburten ohne Begleitung und eine „Ausschabung“ während des Kaiserschnitts des überlebendes Zwillings, mein erstes Kind an der Hand
Dominik
Geboren am 22.09.2016 (in der 40. SSW per Not-Kaiserschnitt)
Gestorben am 26.09.2016 (auf der Kinder-Intensivstation)
Größe: 50cm
Gewicht: 3500g, der Riese auf der Neonatologie
Besonderheiten: viele Leberflecken von Geburt an, flauschiges, langes Haar, lange Fingernägel, strahlend blaue Augen
Abschied: in den Tod begleitet, gemeinsame Zeit (Hand- und Fußabdrücke, Taufe, kurzes Kennenlernen der Schwester und Großeltern), offene Aufbahrung
Vielen Dank für das Interview liebe Steffi.
Besuche Steffi und erfahre mehr über ihr Engagement als Sternenmutter. Sie schreibt auch öfter mal einen Blickwinkel 🙂
Wenn du deine Angebote oder Erfahrungen mit Sternenkindern teilen möchtest, schreibe mir gerne an tanja@sternenkinder.org